Unser Land steht aktuell vor großen humanitären Aufgaben. Naturkatastrophen, Kriege und Vertreibungen führen dazu, dass wieder mehr Menschen in Deutschland Schutz und Unterkunft suchen.

Zur Asylpolitik gibt es kontroverse Meinungen in den Parteien, in der Bevölkerung und natürlich auch in unserer Gemeinde. Allerdings liegt die Entscheidung, wie viele Schutzsuchende Deutschland aufnimmt und wie die Verteilung innerhalb unseres Landes geregelt wird, nicht auf kommunaler Ebene und nicht in der Verantwortung der Gemeindevertretungen.

Die Gemeinden sind aufgefordert, ihren Beitrag auch unter schwierigsten Bedingungen zu leisten und Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Wir kennen alle die Bilder von Containeranlagen und notdürftig eingerichteten Sporthallen: Natürlich bringen diese provisorischen Unterbringungen für die Bevölkerung Einschränkungen mit sich, aber noch viel mehr werden die Geflüchteten belastet, die keine Chance für Ruhe und Individualität haben. Ängste, dass so neue Konflikte oder sogar Brennpunkte entstehen, sind nicht unbegründet.

Wir können daher dankbar sein, dass die Räumlichkeiten des Forschungszentrum zur Verfügung stehen. Hier gibt es vergleichsweise gute Bedingungen und genügend Raum für Erholung und Neuanfang. Schon in der Vergangenheit haben engagierte Bürgerinnen und Bürger eindrucksvoll bewiesen, dass Schutzsuchende bei uns willkommen sind und eine faire Chance bekommen. Insofern dürfen wir als Gemeindevertretung Sülfeld mit unseren Einwohnerinnen und Einwohnern stolz darauf sein, dass wir die formalen und humanitären Verpflichtungen in unserer Gemeinde so gut erfüllen. Wir sind sicher, dass unter diesen Umständen auch die neu eintreffenden Schutzsuchenden übergangsweise gut versorgt werden können.

In der Einwohnerversammlung in Borstel haben wir versucht, umfassend zu informieren und Falschmeldungen richtigzustellen. So gab es zum Beispiel große Missverständnisse bezüglich der Anzahl, der Herkunft und des Geschlechts der Schutzsuchenden.

Die vom Kreis betriebene Unterkunft in Borstel ist nur eine Zwischenlösung, denn die Räumlichkeiten stehen nur bis Ende des Jahres zur Verfügung und alle in Borstel Ankommenden, sollen natürlich in den Gemeinden untergebracht werden und nicht dauerhaft in Borstel bleiben.

Wir haben großes Verständnis für die Sorgen und Ängste der Bewohnerinnen und Bewohner unserer Gemeinde und bedauern es, wenn jemand das Gefühl hat, nicht ernst genommen zu werden. In der Veranstaltung ging es darum, die unterschiedlichen Bedenken aufzunehmen und Ängste, wo es geht, zu schmälern. Dabei konnten wir objektive Informationen und Erfahrungen vom Landrat, unserer Verwaltung, der Polizei und dem Roten Kreuz einholen.

Leider ist es viel schwieriger, Ängste zu nehmen, als Ängste zu schüren. Wir sollten deshalb kritisch mit Informationen umgehen und aufpassen, dass unsere Ängste und Sorgen nicht von Gruppierungen benutzt werden, um mit ihrem Gedankengut in unserer Gemeinde Fuß zu fassen.

Wir werden die Entwicklung weiter beobachten und im Dialog mit allen Beteiligten bleiben. Bei Bedarf auch in öffentlichen Veranstaltungen, z. B. im Format „round table“, wie vom Kreis vorgeschlagen.

So verschieden unsere Ansichten und politischen Einstellungen auch sind, bekennen wir uns zu Demokratie und Meinungsfreiheit. Wir setzen uns gemeinsam ein für ein offenes, wertschätzendes und buntes Zusammenleben in Borstel, Tönningstedt, Petersfelde und Sülfeld, in dem Extremismus und Fremdenfeindlichkeit keinen Platz haben.

Sülfeld, den 22.03.2023

CDU-Fraktion in der Gemeindevertretung Sülfeld
A.B.S.-Fraktion in der Gemeindevertretung Sülfeld
SPD-Fraktion in der Gemeindevertretung Sülfeld